Beruf und Kinder – geht das denn überhaupt?

rhabarber-puddingSechs Jahre ist es nun her, das ich zuletzt morgens eine Arbeitsstelle aufsuchte. Ich bin Mutter von 2 Kindern und seit der Geburt meiner ersten Tochter hatte sich mein Leben darum gedreht, für meine beiden Lieblinge da zu sein, wann immer ich gebraucht wurde. Ich begann meiner ersten Arbeitstag mit einem ausgewogenen Frühstück: Brötchen, Müsli, einen Kaffee und ein Glas frisch gepresster Orangensaft mit einem Schuss Rhabarbersirup, den ich selbst gemacht habe. Lecker!
Anschließend machte ich mich auf den Weg zu meinem neuen Arbeitsplatz und schon als ich über die Türschwelle meiner Haustür trat, hatte ich ein mehr als ungutes Gefühl. Geht wirklich alles gut ohne mich? Schaffen die Kinder das überhaupt? Ich hatte tausend Gedanken im Kopf und konnte jedoch nur hoffen, das alles zufriedenstellend läuft.
Der Chef begrüßte mich freundlich als ich ins Büro kam und er stellte mich auch sofort meinen neuen Arbeitskollegen vor. Alle waren sehr nett und zuvorkommend und ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Nach etwa zweistündiger Ar5beit wurde ich ins Büro des Chefs gerufen – ein Telefonat sei für mich auf der Leitung. Am anderen Ende war die Kindergärtnerin meiner jüngeren Tochter. Sie erzählte mir, das meine Tochter gestürzt wäre und sich den Fuß verletzt hat. Sie sei nun mit dem Krankenwagen auf dem Weg in die Klinik, mich konnte man wohl zu spät telefonisch erreichen. Ich schnappte sofort meine Sachen, entschuldigte mich beim Chef und verlies das Büro. Als ich im Krankenhaus ankam freute sich meine Tochter natürlich riesig, weinte jedoch vor Schmerzen. Zwischenzeitlich hatte man sie geröntgt und einen Bruch im Sprunggelenk festgestellt. Sie musste demnach einige Tage in der Klinik bleiben. Als ich zu Hause ankam um für mein Kind ein paar Klamotten zu holen, lag ein Brief im Briefkasten, indem mir bereits mein neuer Chef die fristlose Kündigung aussprach. Er musste nach Dienstende persönlich eingeworfen haben. Ehrlich gesagt war es mir egal, denn eines stand für mich fest: Wenn ein Chef nicht in der Lage ist zu erkennen, das eine Mutter nicht nur für die Arbeit lebt sondern in erster Linie für die Kinder, dann ist dies kein Mensch mit dem ich zusammenarbeiten möchte. Mittlerweile habe ich einen Job in einem anderen Büro gefunden. Dort kann ich mich stets darauf verlassen, das auch meine persönlichen Bedürfnisse berücksichtigt werden, denn auch meine Vorgesetzte hat drei kleine Kinder. Ich bin endlich glücklich im Privatleben sowie im Beruf.

Alltag einer Mutter – Wundermittel Brust

Bevor ich Mama wurde, hatte ich keine Ahnung, was meine Brust alles kann. Selbstverständlich wusste ich, dass ich damit mein Kind füttern und es mit allen Nährstoffen versorgen kann, die es in den ersten Monaten braucht.

babyAber auch die ausgiebigste Erklärung im Geburtsvorbereitungskurs hat nicht durchblicken lassen, dass eine Brust DAS Wundermittel in allen Lebenslagen ist:
Sie hilft natürlich gegen Hunger, aber auch gegen Müdigkeit, knatschig sein, sich allein fühlen, bei dem Bedürfnis zum Kuscheln, gegen Bauch- und sonstige Schmerzen, schlechte Laune, kurzum gegen alles, was mein Tochter irgendwie stört.

Bereits morgens fängt es an:

Früh um sechs Uhr ist meine Kleine der Meinung, dass die Nacht jetzt vorbei ist – für mich als gar-nicht-Frühaufsteher eine extrem unmenschliche Zeit. Aber die Kleine macht durch ihr Babyphone mir unmissverständlich klar, dass für sie die Nacht vorbei ist. Hier werden wir zwei uns auch beim besten Willen nicht einig. Aber wenn das Baby Hunger hat, dann braucht Mama nicht mehr auf Schlaf zu hoffen und merkt schnell, wer jetzt der Herr im Haus ist (und das ist nicht der Papa!). Die einzige Möglichkeit, dass ich eine Gnadenfrist bekomme, ist, mein Kind ins Bett zu holen, ihm zu geben was es braucht (Milch und Kuscheln) und dabei noch einmal kurz zu dösen.

Später am Tag sieht die Sache dann anders aus:

Mein Baby ist hungrig und müde. Auch hier wirkt das Stillen Wunder und nach einer ausgiebigen Mahlzeit wird aus saugen nuckeln und aus offenen geschlossenen Augen. Natürlich nur so lange, wie das Kind an der Brust ist. WEHE, ich versuche, sie heimlich, still und leise in ihr Bett zu legen. Das funktioniert dann besser als die Schlafpuppe, die ich als kleines Mädchen hatte, also diese Puppen, bei denen sich die Augen beim Hinlegen automatisch schließen. Bei meinem Kind ist es umgekehrt: Kopf berührt Matratze, Augen öffnen sich.

Zum Glück funktioniert aber auch hier meine Geheimwaffe: ich lege mich mit meiner Kleinen ins große Bett, lasse sie noch ein bisschen nuckeln und sie schläft wieder ein, ich kann das Babyphone anschalten und habe dann auch mal etwas Zeit für mich. Und ob sie jetzt im großen oder im kleinen Bett schläft, ist doch eigentlich egal, oder?

Motto des Schweigens

Gabi kommt mit ihrer Familie aus einem erholsamen Sommerurlaub zurück. Schon während der letzten hundert Kilometer auf der Autobahn beschleicht sie ein Gefühl der Unruhe: „Könnte mich wieder das Gleiche erwarten wie im vergangenen Jahr?“ Tatsächliche Auf ihre Schwiegereltern ist doch wirklich Verlass: Sie haben das schöne Haus nicht nur vor Feuer, Hagel, Sturm und Wassereinbruch während der Abwesenheit „ihrer“ Kinder bewahrt, sondern so ganz nebenbei auch nach dem Rechten gesehen: Da wurden flugs ein paar Blumenstauden umgepflanzt, der Kleiderschrank im Schlafzimmer schrie ja wohl geradezu nach einer ordentlichen Aufräumaktion … Komisch nur, dass bei Schwiegertochter Gabi so gar keine Freude aufkommt. Aber auch sonst kommt kein Laut über ihre Lippen. Auch Tage später kann Gabi zwar kaum ihren Zorn bändigen, aber auch nicht mehr; offene Worte kamen nicht über ihre Lippen.

wegFür das Gespräch mit der Lehrerin ihres zehnjährigen Sohnes hatte Yvonne sich gut gewappnet. Sie hatte um einen Termin gebeten, nachdem es immer wieder Eintragungen ins Mitteilungsheft von Seiten der Lehrerin gab. Aber schon die ersten Sekunden bei der Begrüßung lassen Yvonnes Vorhaben wie Butter in der Sonne schmelzen. Die Klassenlehrerin ihres Sohnes hat so ein selbstsicheres Auftreten, dass sie sich immer wie eine Versagerin, ja, als schlechte Mutter vorkommt. Es fällt ihr so schwer, die richtigen Worte zu finden.

Schon in der Schule war der Vorteil offensichtlich: Der Rücken des Vordermannes war breit, dahinter konnte man sich gut wegducken. Nur nicht auffallen. Immer ohne klare eigene Meinung (zumindest nicht ausgesprochen), nach dem Motto: Wer nichts riskiert, der nichts verliert. Sollen sich doch die anderen den Mund verbrennen. Das ist das Motto des Schweigers, desjenigen, der lieber andere für sich reden lässt. Die Angst, etwas Falsches zu sagen, ist für manche Menschen größer als die vor der unangenehmen und unwürdigen Erfahrung, sich im Grunde dauernd zu „verstecken“. Der Gedanke „Wer gar nichts sagt (oder macht), sagt (oder macht) auch nichts Verkehrtes“ scheint zunächst Sicherheit zu geben.

Es gehört zur Selbstachtung, dass wir uns selbst immer wieder positionieren: Was ist mir eigentlich wichtig, wofür möchte ich mich einsetzen und mich riskieren? Wer anderen beim Reden immer den Vortritt lässt und nicht zu seinen Überzeugungen steht, verliert sich selbst aus dem Blick. Sich selbst, das bedeutet: die eigenen Ziele, Bedürfnisse und Wünsche. Für sich selbst und für die, die einem nahe stehen oder anvertraut sind. Die Offenheit, in konfliktträchtige Situationen hineinzugehen – statt sich zurückzuziehen – erfordert Mut, und die Angst vor Ablehnung (das heißt vor Liebesverlust) muss überwunden werden. Schon der Rahmen von Beruf oder Familie bietet dafür ein großes Übungsfeld.